Blasenkrebs
Blasenkrebs (Urothelkarzinom) – Kurz und bündig
Bösartige Tumore, die von der Harnblase ausgehen, werden als Blasenkrebs bezeichnet. Auch die Begriffe Blasenkarzinom, Harnblasenkrebs, Harnblasenkarzinom oder Urothelkarzinom sind gebräuchlich und bezeichnen dieselbe Erkrankung. Blasenkrebs ist mit einem Anteil von fast 2,9 Prozent aller Krebserkrankungen die achthäufigste Krebserkrankung. Betroffen sind vor allem Menschen zwischen dem 50. und dem 70. Lebensjahr. Für Männer ist das Risiko zu erkranken rund dreimal höher als für Frauen. Beimengungen von Blut im Urin gelten als klassisches Zeichen für Blasenkrebs. Schmerzen treten dabei meist nicht auf.
Im Folgenden informieren wir Sie ausführlich über diese Krankheit. Wir stellen Ihnen die Ursachen für Blasenkrebs, die Symptome, die Diagnosestellung und die Behandlung vor. Ausserdem zeigen wir Ihnen Möglichkeiten, wie Sie dem Blasenkrebs vorbeugen können.
Kurzüberblick
Beim Blasenkrebs verändern sich die Zellen der Harnblase und beginnen ungehemmt zu wachsen. Neben der Harnblase selbst können auch die Harnleiter oder das Nierenbecken betroffen sein. Pro Jahr erkranken in der Schweiz rund 1‘200 Menschen. In etwa 80 Prozent der Fälle wird der Blasenkrebs in einem frühen Stadium entdeckt. Er kann dann sehr gut behandelt werden und ist mit guten Heilungschancen verbunden.
Die Blase
Die Harnblase ist ein Hohlorgan, gehört zum Harntrakt des Menschen und dient vor allem der Aufgabe, Urin zwischenzuspeichern. Von den Nieren aus fliesst Urin durch die Harnleiter in die Blase. Die Harnblase ermöglicht es, den Harn nur von Zeit zu Zeit und willentlich abzugeben. Dies geschieht durch eine bewusste Entspannung des Schliessmuskels. Von dort aus fliesst der Urin dann über die Harnröhre ab.
Die Harnblase befindet sich im kleinen Becken und ist dort gut geschützt. Beim Mann kann sie zwischen 350 und 750 ml Urin aufnehmen, bevor ein starker Harndrang einsetzt. Bei Frauen ist dies schon bei einer Füllmenge von 250 bis 550 ml erreicht. Die Harnblase ist innen mit einem mehrschichtigen Deckgewebe ausgekleidet, das man als Urothel bezeichnet.
Ursachen und Risikofaktoren
In Bezug auf die Ursachen und Risikofaktoren von Blasenkrebs unterscheiden wir vor allem zwischen fünf verschiedenen Bereichen:
- Rauchen
- Berufliche Belastung
- Genetische Anfälligkeit
- Entzündungen und Bilharziose
- Medikamente
Das Rauchen gehört zu den wesentlichen Risikofaktoren für ein Blasenkarzinom. Rund 30 bis 70 Prozent der Erkrankungen sollen auf Tabakkonsum zurückzuführen sein. Auch das Passivrauchen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Entscheidend für die Bezifferung des Risikos ist hierbei die Menge der insgesamt konsumierten Tabakerzeugnisse. Dabei ist eine Erhöhung um das Zweifache bis Sechsfache möglich.
Berufliche Risiken entstehen vor allem dann, wenn es zu längerfristigem Kontakt mit verschiedenen chemischen Substanzen kommt. Mehr als 50 verschiedene Stoffe gelten dabei als Auslöser für den Blasenkrebs. Eine wichtige Rolle spielen hierbei vor allem die aromatische Amine, mit denen Betroffene vor allem in der Chemie-und Lederindustrie konfrontiert werden. Aber auch Friseure, Maler, Zahntechniker und Automechaniker tragen durch den Kontakt mit solchen Substanzen ein erhöhtes Risiko.
Zu den weiteren Risikofaktoren für den Blasenkrebs zählt auch die genetische Anfälligkeit. Ein Verwandter 1. Grades mit einem Blasenkrebs verdoppelt das eigene Risiko an einem Blasenkrebs zu erkranken. Ein Dauerkatheter, eine chronische Harnwegsinfektion oder auch Blasensteine begünstigen solche Erkrankungen. In tropischen Ländern kommt die Bilharziose hinzu, die auch als Schistosomiasis bezeichnet wird. Bei Schistosomen handelt handelt es sich um Saugwürmer, deren Larven bei Kontakt mit Wasser in den Menschen eindringen können. Wird die Bilharziose nicht behandelt und hält sie für viele Jahre an, dann ist das Risiko für Blasenkrebs deutlich erhöht.
Nicht zuletzt stehen auch bestimmte Medikamente im Zusammenhang mit dem Blasenkrebs. Hierzu zählen unter anderem die Wirkstoffe Chlornaphazin und Phenacetin, die beide heute nicht mehr im Handel sind. Aktuell stehen das Immunsuppressivum Cyclophosphamid und das Antidiabetikum Pioglitazon im Verdacht, Blasenkrebs begünstigen zu können.
Die Symptomatik von Blasenkrebs
Wie bei vielen anderen bösartigen Tumoren sind zu Beginn einer Blasenkrebs-Erkrankung oft kaum Symptome vorhanden. Ein Hauptsymptom ist das Auftreten von Blut im Urin (Hämaturie). Hierbei kann es sich sowohl um eine sichtbare Beimengung handeln als auch um eine solche, die nur im Rahmen einer mikroskopischen Untersuchung festgestellt werden kann. Das Blut stammt in beiden Fällen aus dem Tumor. Problematisch ist hierbei, dass eine Hämaturie auch bei anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel der Blasenentzündung oder dem Harnwegsinfekt auftritt.
Im weiteren Verlauf können dann Probleme beim Wasserlassen oder auch Schmerzen auftreten. Schmerzen entstehen zum Beispiel dann, wenn die Harnröhre durch geronnenes Blut verstopft wird oder wenn es bei grossen Tumoren zu einer Nierenstauung kommt. Ebenso kann es im Falle von Knochenmetastasen zu Schmerzen der betroffenen Knochen kommen.
Die Diagnose von Blasenkrebs
Die Diagnose von Blasenkrebs obliegt grundsätzlich Urologen. Wird einem entsprechenden Verdacht nachgegangen, dann wird sich der Arzt zunächst mit der individuellen Krankengeschichte des Patienten beschäftigen. Weiteren Aufschluss geben anschliessend Tastuntersuchungen des Unterbauchs und der Nierengegend. Darüber hinaus wird häufig eine Ultraschalluntersuchung der Blase, der Nieren und der unteren Bauchregion durchgeführt.
Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose von Blasenkrebs ist die Blasenspiegelung. Hierbei wird ein dünner und weicher Schlauch durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Dies ist durch den Einsatz einer örtlichen Betäubung für den Patienten schmerzfrei. Der Schlauch ist mit optischen Instrumenten ausgestattet. Durch sie ist der Arzt in der Lage das Innere der Harnblase genau nach verdächtigen Stellen abzusuchen. Falls sich bei der Blasenspiegelung Auffälligkeiten zeigen, wird mit dem Patienten eine Gewebeprobe empfohlen. Diese wird in gleicher Art und Weise aber in Narkose entnommen und im Anschluss im Labor auf Blasenkrebs hin untersucht. Darüber hinaus wird der Harn mikroskopisch untersucht, um bösartige Zellen festzustellen. Ergänzend wird meist eine Computertomographie (CT) der Harnwege durchgeführt. Hierbei können auch die Nieren und die Harnleiter gut beurteilt werden. Darüber hinaus kann auch beurteilt werden wie stark sich ein Tumor bereits im Beckenbereich ausgebreitet hat. Im Falle von bereits weiter fortgeschrittenem Blasenkrebs muss genau überprüft werden, ob sich bereits Tochtergeschwulste in der Leber, in der Lunge oder in den Knochen gebildet haben.
Die Behandlung von Blasenkrebs
Grundsätzlich gilt, dass die Heilungschancen umso besser sind, je früher ein Blasentumor entdeckt wird. Befindet sich die Krebserkrankung in einem frühen Stadium, dann ist es in vielen Fällen möglich, den gesamten Tumor schon während der Entnahme einer Gewebeprobe vollständig zu entfernen. Allerdings tritt der Harnblasenkrebs nach einer solchen Behandlung relativ häufig erneut auf. Aus diesem Grund schliesst sich an die Entfernung des Tumors immer eine regelmässige Nachsorge mit Blasenspiegelungen an. Manchmal ist eine spezielle Immuntherapie notwendig. Hierbei wird Bacillus-Calmette-Guérin (BCG) Lösung über einen Blasenkatheter in die Harnblase gefüllt. Dies erzeugt dort eine Entzündung, durch die Tumorzellen vernichtet werden können. Bei dem überwiegenden Teil der so behandelten Patienten stellt sich ein langfristiger Erfolg ein.
Hat man es stattdessen mit einem invasiven Blasentumor zu tun, der bereits tief in die Blasenwand eingewachsen ist, so ist oft die operative Entfernung der Harnblase erforderlich. Dazu muss ein Ersatz für die Ableitung des Harns geschaffen werden. Hierbei stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. So kann zum Beispiel eine Ersatzblase aus Dünndarm geschaffen werden, die auf natürlichem Wege entleert wird. Als Alternative kann ein künstlicher Ausgang am Bauch angelegt werden.
Bei der Entfernung der Blase müssen meist weitere Organe oder Teile von Organen entfernt werden. Bei Frauen sind dies die Gebärmutter und eventuell die Eierstöcke und die Eileiter. Bei Männern betrifft das die Prostata und die Samenblase. Vor der Operation oder im Anschluss daran werden mitunter Chemotherapien eingesetzt. Als weniger wirksame aber verträglichere Alternative zu solchen Radikaloperationen kann teilweise auch mit einer Strahlentherapie gearbeitet werden.
Nachsorge und Prognose
Nach Abschluss der Therapie von Blasenkrebs spielen vor allem regelmässige Nachuntersuchungen eine wichtige Rolle. Die Zielsetzung besteht hierbei darin, erneut auftretende Blasentumore frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Hierzu kommen wiederum Harnuntersuchungen und ambulante Blasenspiegelungen zum Einsatz.
Die langfristige Prognose von Blasenkrebs ist vor allem davon abhängig, in welchem Stadium der Tumor erkannt wurde. Die Erkennung in einem sehr frühen Stadium, wir sprechen hier vom Tumorstadium T1 (oberflächlich), ist mit rund 80 Prozent besonders häufig. Hier sind die Heilungsaussichten mit rund 80 Prozent, bezogen auf die 5-Jahres-Überlebensrate, sehr gut. Allerdings tritt das Harnblasenkarzinom in 50 bis 70 Prozent der Fälle innerhalb von fünf Jahren erneut auf. Durch die engmaschige Nachsorge hat man es hier aber wiederum meist mit oberflächlichen Karzinomen zu tun, die sich durch eine Blasenspiegelung entfernen lassen.
Ist der Blasenkrebs bei seiner Entdeckung bereits weiter fortgeschritten, dann hängt der Behandlungserfolg von weiteren Faktoren ab. Entscheidend ist hierbei, ob sich bereits Metastasen in anderen Organen oder in Knochen gebildet haben.
Möglichkeiten zur Vorbeugung
Harnblasenkrebs ist mit recht eindeutigen Risikofaktoren verbunden. Die beste Möglichkeit der Vorbeugung besteht darin, diese Risiken zu minimieren. Ein Verzicht auf das Rauchen ist hierbei besonders wirksam. Darüber hinaus sollte man sich angemessen schützen, wenn man aus beruflichen Gründen mit Substanzen in Berührung kommt, die als schädlich eingestuft werden. Hier geht es vorrangig um aromatische Amine.
Vermeiden Sie in tropischen oder subtropischen Ländern ausserdem das Baden in Seen und Flüssen, um sich vor Schistosomen zu schützen. Wenn Sie unter einer chronischen Blasenentzündung leiden, dann sollte Sie diese wirksam behandeln lassen, da auch sie das Risiko an Harnblasenkrebs zu erkranken erhöht.
Wenn Sie bereits aufgrund von Blasenkrebs behandelt wurden, dann sollten Sie sich unbedingt regelmässig ärztlich untersuchen lassen. So kann ein erneutes Auftreten von Tumoren frühzeitig erkannt und entsprechend gut behandelt werden.
Kontakt
Haben Sie weitere Fragen oder wünschen Sie einen Termin bei einem unserer Spezialisten? Dann kontaktieren Sie uns: