05. Mai 2020

Neueste Erkenntnisse aus Obduktionen von COVID-19 Opfern

Die Pathologie des Kantonsspital Baselland (KSBL) und des Universitätsspitals Basel (USB) haben Patienten obduziert, die an COVID-19 verstorben sind. Ziel der Wissenschaftler ist es, wichtige Erkenntnisse über diese neuartige Viruserkrankung zu gewinnen und damit Ärzte und Patienten bei deren Bekämpfung zu unterstützen.

Das Schweizer Fernsehen hat in der Sendung «10vor10» am 23. April 2020 über die Zusammenarbeit der Pathologien des KSBL und des USB berichtet. Auch die Basellandschaftliche Zeitung hat das Thema aufgegriffen. Nachstehend die Fakten.

Obduktionen von COVID-19 Patienten

Autopsien können grundlegende Fragen zum Gesundheitszustand und zur Todesursache beantworten, aber auch Aufschluss darüber geben, welche Patienten besonders betroffen sind und wo therapeutische Ansatzmöglichkeiten bestehen. Um diese Fragen beantworten zu können, haben die Pathologien vom Kantonsspital Baselland und des Universitätsspitals Basel 21 Verstobene im Alter zwischen 53 und 96 Jahren untersucht. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden demnächst in einem Fachjournal publiziert.

«Bislang wurden in der Schweiz schätzungsweise 3-4% der an COVID-19 verstorbenen Patienten obduziert. Neu ist ein Register der COVID-19 Autopsien geplant, um die Erkenntnisse zu bündeln und eine höhere Aussagekraft zu erzielen».


Wichtige Erkenntnisse

Die bisher durchgeführten COVID-19 Autopsien haben pathologische Veränderungen in den kleinsten Gefässen der Lunge und anderer Organen gezeigt. Sind diese Gefässe in ihrer Funktion eingeschränkt, entstehen Blutgerinnsel, welche die Blutbahn in der Lunge verstopfen. Wird der Patient nun beatmet, gelangt der Sauerstoff zwar ins Blut, verteilt sich aber nicht mehr von der Lunge in den Körper. Dies führt schliesslich zum Tod. Nur wenige der untersuchten Patienten wiesen Anzeichen einer Lungenentzündung auf. 

Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass überdurchschnittlich viele der verstorbenen COVID-19 Patienten einen hohen Blutdruck hatten, männlich und übergewichtig waren. Sie wiesen verschiedene Vorerkrankungen auf wie ein vergrössertes Herz, eine schwere Gefässverkalkung und Diabetes mellitus. Ebenfalls hatten viele Patienten, die an COVID-19 gestorben sind, die Blutgruppe A. Erstaunlicherweise wurde bei vielen der Obduzierten eine ansonsten eher seltene Eiweissablagerungserkrankung im Herzen nachgewiesen. Alexandar Tzankov, Leiter des Fachbereichs Autopsie am USB sagte in einem Interview mit der Basellandschaftlichen Zeitung: «Es geht nicht darum, mit dem Finger auf eine Bevölkerungsgruppe zu zeigen. Er wolle vielmehr zeigen, dass die Personen nicht selbst schuld an der Krankheit, sondern besonders schutzbedürftig sind.»

«Im Kantonsspital Baselland haben wir schweizweit die erste Autopsie an einem COVID-19 Patienten durchgeführt».


International verknüpft

Das Team aus den beiden Basel steht in Kontakt mit Pathologen in Deutschland und Spanien. Auch sie gelangten zu ähnlichen Ergebnissen. Diese wiederum könnten nun den Ärzten in den Spitälern beim Kampf gegen das Virus helfen, denn die neuen Erkenntnisse über die Beeinträchtigung von Gefässen lassen erste Rückschlüsse auf möglicherweise wirksame Therapien zu.

In Deutschland hatte das Robert-Koch-Institut zunächst davon abgeraten, verstorbene Corona-Patienten zu untersuchen. Zu gefährlich sei dies für die Ärzte. Mittlerweile wurde diese Empfehlung jedoch revidiert. In den beiden Basler Kantonen hingegen haben die Pathologen während der Pandemie nie aufgehört, ihrer Arbeit nachzugehen. Es gebe natürlich strengere Regeln zur Einhaltung der Hygienevorschriften und zum Schutz des Personals, dafür sei man aber bestens ausgerüstet, so die Experten.

Sendung 10vor10 des SRF, 23. April 2020


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